Viele Viewer, mich eingeschlossen, haben Streams oft nur nebenbei laufen. Nicht stört dann mehr als eine schlechte Audioqualität des Streams. Daher möchte ich hier ein paar Tipps geben, wie euer Ton besser wird.
Equipment
Mikrofon
Bei Mikros gibt es kein "richtig" oder "falsch". Es gibt viele geeignete Mikrofone, die sich durch manche Charakteristiken unterscheiden. Grundsätzlich könnt ihr auch über euer Headsetmikrofon streamen, da gibt es aber starke Qualitätsunterschiede und es wird auch niemals so gut wie mit einem vernünftigen Großmembranmikro werden. Die Tipps hier gelten aber auch für Headsetmikros.
Bei Mikrofonen gibt es 2 verschiedene Arten: Dynamische sowie Kondensatormkrofone. Dynamische Mikrofone gelten als robuster und bieten oft einen etwas wärmeren, aber weniger definierten Sound. Hier ist z.b. das Shure Sm57 ein solides Einsteigermikrofon.
Kondensatormikrofone sind rückkopplungsanfälliger, bieten aber vor allen in den Höhen etwas definierteren Sound. Fürs streamen würde ich eher zu einem solchen Mikro greifen. Als Beispiel für gute Mikrofone hier sind das Rode NT-USB oder das Rode NT1A zu nennen.
Interface
Für Mikros, die mit XLR-Kabel verbunden werden, braucht ihr auch ein Interface. An dieses wird das XLR-Kabel angesteckt und leitet das Audiosignal dann per USB an den PC weiter. Kondensatormikrofone benötigen außerdem eine 48V Phantomspeisung, die ebenfalls vom Interface kommen kann. Ich benutze ein Focusrite Scarlet-Interface und würde das auch weiter empfehlen.
Spinne und Stativ
Ein Stativ oder Mikrofonarm zum befestigen des Mikros (Ich benutze den Rode PSA1 Mikroarm) solltet ihr dann auf jeden Fall anschaffen. Für Kondensatormikrofone ist es außerdem zu empfehlen, dass ihr euch einen Erschütterungsschutz (Spinne) zulegt, da sonst kleinste Erschütterungen zu Störgeräuschen führen. Oft ist bei Kondensatormikrofonen schon eine Spinne dabei.
Popschutz
Ein Popschutz oder Popfilter filtert störende Plopp-Geschäusche beim sprechen heraus. Hier reicht ein günstiger Popschutz in der Regel aus.
Aufnahme richtig gestalten
"Shit in, Shit out" ist eine alte Weisheit beim Ton. Wenn also der Ton nicht vernünftig aufgenommen wird, dann ist mit Effekten und Einstellungen nichts mehr zu retten.
In eurem Raum werdet ihr normalerweise nichts machen müssen. Die Wände reflektieren zwar die Soundwellen, wenn ihr aber ein paar Regale oder Schränke im Zimmer habt, werden solche Reflektionen abgeschwächt, also müsst ihr nicht anfangen, das Zimmer mit Schaumstoff auszukleiden.
Beim Sprechen klingt es oft gut, wenn ihr den Nahbesprechungseffekt ausnutzt. Wie der Name schon sagt, heißt das, dass ihr mit eurem Mund möglichst nah am Mikro seid. Der Popschutz sollte dabei nicht das Mikro berühren. Durch den Nahbesprechungseffekt klingt die Stimme wärmer. Am besten selbst mal selbst testen, ob es euch bei euch gefällt. Auf keinen Fall sollte das Mikro aber zu weit weg sein, sonst klingt es zu dünn.
Passt auf, dass ihr auch richtig ins Mikro sprecht. Viele Mikros haben eine Rcihtung, aus der sie den besten Sound aufnehmen. Reinsprechen aus anderen Richtungen klingt dann nach Müll.
Einstellungen zur besseren Tonqualität
Schritt 1: Einpegeln
Das wichtigste ist richtiges Einpegeln der Lautstärken. Das allerwichtigste ist, nicht zu übersteuern. Der Ausschlag des Mikros im OBS sollte höchstens in den gelben Bereich gehen, sonst lauft ihr in die Gefahr, dass euer Signal verzerrt wird. Übersteuernde Signale klingen immer furchtbar.
Danach geht es noch darum, Spielsound und Sprache einzupendeln, dabei schaue ich, dass die Sprache immer deutlich lauter als das Spiel ist, aber das Spiel muss immer noch hörbar sein.
Schritt 2: Noisegate
Das Noise Gate ist bereits als Standartfilter in OBS integriert und ich würde das auf jeden Fall reinpacken. Es macht etwas ganz einfaches: Sobald der Pegel einen bestimmten Wert überschreitet, wird die Aufnahme geöffnet, sobald ein bestimmter Pegel unterschritten wird, stoppt es die Aufnahme. Das heißt, sobald ihr nicht redet schaltet sich das Mikro aus. Super, um Störgeräusche zu vermeiden. Das Noisegate sollte so eingestellt werden, dass bei leisem Reden ein Pegel zu sehen ist.
Schritt 3: Kompressor
Ein Kompressor macht grundsätzlich ersteinmal eine Sache: Er regelt Lautstärkespitzen nach unten. Hier gibt es auch einen eingebauten in OBS
Die Einstellungen erklärt:
Threshold: Ab diesem Wert fängt der Kompressor an, zu arbeiten
Ratio: wir Stark wird ein Signal beschnitten. 3:1 heißt, für alle 3 dB über Threshold wird nur 1 dB ausgegeben
Beispiel: Threshold bei -12 dB, es kommt ein Signal mit -15dB. Bei einer Ratio von 3:1 wären wir nun 3 dB über Threshold, dieser Teil wird auf 1 dB reduziert, das Ausgangssignal hat also 13 dB.
Attack: Wie lange der Kompressor nach überschreiten des Thresholds wartet, bis er arbeitet. Hier würde ich so 30-50 ms eingeben
Release: Wie lange der Kompressor nach unterschreiten des Thresholds wartet, bis ser sich ausschaltet. Eine Releasezeit von 100-150 ms funktioniert meiner Erfahrung nach ganz gut.
Makeup-Gain: Wieviel das gesamte Signal nach durchlafen des Kompressors noch angehoben werden soll.
Das Makeup-Gain sollte dann ungefähr so hoch gewählt werden, wie viele dB beim komprimieren verloren gehen. Dadurch werden dann also leise Stellen lauter und laute Stellen leiser. Die komprimierte Lautstärke ist in den meisten Fällen angenehmer.
Startpunkt zum Einstellen:
Threshold: müsst ihr selber schauen, meist sind so -20 bis -15 dB gut
Ratio: 3:1bis 4:1
Attack: 30 ms
Release: 125 ms
Makeup-Gain: 1 dB
Schritt 4: EQ
Hier benutze ich den kostenlosen EQ von Reaper (https://www.reaper.fm/reaplugs/)
Nach dem Kompressor könnt ihr eigentlich schon aufhören, aber mit EQ kann man noch ein bisschen Schliff in die Stimme bringen. Ob der EQ vor oder anch den Kompressor geschaltet wird ist Geschmackssache, ich machs danach.
Mit dem EQ können noch Frequenzbereiche angehoben oder abgesenkt werden, hier gibts auch ein paar starttips:
Alles unter 100 Hz kann weg. Ein High Pass-Filter auf 100 Hz räumt die Tiefen auf und macht das Signal schonmall besser.
Dann könnt ihr, um die Stimme etwas wärmer zu machen, im Bereich 200 (Männer) bzw 350 (Frauen)Hz das Signal etwas anheben.
Etwas klarer wird die Stimme dann noch, wenn man im Bereich um die 3000-3500 Hz (Bei Frauen evtl auch im Bereich 4000) Hz anhebt.
Im Bereich 5000 Hz kann man noch etwas absenken um, Schärfe aus den S-Lauten zu nehmen.
Danach heißt es ausprobieren und hören, hören, hören. Jede Stimme ist anders und grade im EQ-Bereich muss man sich einfach auf sein Gehör verlassen, was gut klingt.
Wenn ihr die Tipps beachtet und euchbeim Einstellen der Effekte auf euer Gehör verlasst, dann wird eure Stimme im Stream super rüberkommen und das wertet die Qualität des Ganzen uaf jeden Fall auf.